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Vom Gen zum Genprodukt: Die Genexpression

Braucht die Zelle ein bestimmtes Protein, wird das Gen für dieses Protein in eine Art Botenmolekül überschrieben, die mRNA (englisch: messenger ribonucleic acid). Dieser Kopiervorgang – genannt Transkription – benötigt ein bestimmtes Enzym, die RNA-Polymerase. Die reife mRNA wird anschliessend von einem Ribosom in das Protein übersetzt - ein Prozess, den man als Translation bezeichnet. Dieser Fluss genetischer Informationen von DNA zu RNA zu Protein findet in allen Lebewesen statt und ist somit (nahezu) universell. Man bezeichnet diese Abfolge daher auch also das „zentrale Dogma der Molekularbiologie“.

Möchte man sich den Prozess von DNA zum Protein bildlich vorstellen, kann man das wie folgt: Die DNA stellt ein Buch mit vielen Rezepten (=Genen) in einer Bibliothek (=Zellkern) dar. Mit diesem Buch muss man sorgfältig umgehen, es sollte nicht beschädigt und gut aufbewahrt werden. Schliesslich ist es das Ziel, dieses unversehrt an künftige Generationen weiterzugeben (zu vererben). Um ein Rezept aus diesem Buch zu kochen (=ein Gen abzulesen), kopiert man das Rezept (Transkription eines Gens). Diese Kopie (=mRNA) kann man aus der Bibliothek heraus mit in die Küche (Zytoplasma) nehmen, wo ein Koch (=das Ribosom) aus dem Rezept ein Gericht (=Protein) kocht. Braucht man grössere Mengen eines jeweiligen Gerichts, macht man mehrere Kopien, die man an mehrere Köche verteilen kann. Braucht man das Rezept nicht mehr oder wird es unlesbar, kann man es wegwerfen (RNA Abbau) und beim nächsten Mal wieder neue Kopien verwenden.

 

Die Aktivität der Gene wird gesteuert durch die Genregulation, welche den genauen Zeitpunkt des oben beschriebenen Vorgangs festlegt, sowie die richtigen Gene auswählt. Der Prozess der Genexpression ist äusserst komplexen Abläufen unterlegen. Wenn von einem Gen ein mRNA-Molekül hergestellt wird, muss dieses noch eine Art Reifungsprozess durchmachen, bevor es als Vorlage für die Proteinsynthese dienen kann (z.B. «Capping», «Spleissen» oder «Polyadenylierung»). Man nennt dies RNA Prozessierung. Wird die RNA richtig prozessiert, so signalisiert dies der Zelle, dass die RNA intakt ist, keine Fehler enthält und weiterverwendet werden soll. Denn - um bei der Rezept-Analogie zu bleiben - die Zelle will verhindern, dass ein fehlerhaftes Rezept zum Kochen verwendet wird, da dies nicht nur «Energieverschwendung» bedeutet, sondern für die Zellen durchaus gefährliche Konsequenzen haben kann. Bei der Proteinsynthese finden weitere Mechanismen der Qualitätskontrolle statt, die sicherstellen, dass nur intakte Proteinmoleküle die Proteinmaschinerie verlassen.

Bei Tieren, Menschen und Pflanzen findet die Transkription (Herstellung der RNA) im Zellkern statt und die Translation (Proteinsynthese) ausserhalb des Zellkerns im Zytoplasma. Bakterien haben keinen Zellkern, ihre ringförmige DNA befindet sich direkt im Zytoplasma, und die beiden (Transkription und Translation) finden gekoppelt im Zytoplasma statt.

Diese Abbildung wurde bereits 1970 publiziert (Miller OL Jr et. al. Science 1970) und zeigt eine Elektronenmikroskopie-Aufnahme eines bakteriellen Genoms, welches gekoppelt RNA und Proteine herstellt.

© Miller, Science 1970.
Mit freundlicher Genehmigung der AAAS (American Association for the Advancement of Science)

Interessant!

Nur 2 % der menschlichen DNA kodieren für Proteine, jedoch bis zu 95 % werden in RNA kopiert. Diversen Studien zufolge nimmt der Anteil an nicht-protein-codierenden DNA mit der Komplexität des Organismus zu. Mehr Informationen dazu findest Du hier.

Wenn von einem proteinkodierenden Gen ein mRNA-Molekül hergestellt wird, muss dieses noch eine Art Reifungsprozess durchmachen, bevor als Vorlage für die Proteinsynthese dienen kann. Ein wichtiger Teil dieses Reifungsprozesses ist das Splicing. Wie das Splicing funktioniert kannst du hier nachlesen.

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